Jeder Standort innerhalb einer Firma kann eine eigene Kostenstelle haben. Mithilfe der Funktion „Inter-Site-Rentabilität“ auf der Registerkarte Firma/Lieferketten-Informationen/Verkauf kann die Rentabilitätsanalyse an allen Standorten innerhalb einer Firma durchgeführt werden. Anhand von Kostenstellenberichten können Finanz- oder Standortmanager die Gewinn-/Verlustleistung auf Standortebene untersuchen.
Die Inter-Site-Rentabilitätsanalyse basiert auf internen Kundenaufträgen, die an die anderen Standorte geliefert werden, die derselben Firma wie der Lieferstandort angehören. Wenn die Option „Inter-Site-Rentabilität“ auf der Registerkarte Firma/Lieferketten-Informationen/Verkauf ausgewählt wurde, werden die Transaktionen und Buchungstypen, die nur für die standortübergreifende Rentabilität vorgesehen sind, bei der Lieferung von internen Kundenaufträgen ausgelöst. Artikel, die mithilfe der Seiten Umlagerung oder Bestandsartikel umlagern zu einem anderen Standort verschoben werden, erzeugen keine Inter-Site-Preisbuchungen.
Eine Voraussetzung für die Analyse von Standorten als Kostenstellen ist die Verwendung von internen Preisen sowie deren Steuerung an den Lieferstandorten. Mithilfe der bei Kundenaufträgen verwendeten normalen Preissuche wird ein interner Preis ermittelt. Mit dem Verkaufspreis auf der internen Kundenauftragsposition werden interne Erlöse am Lieferstandort und die am Bedarfsstandort eingegangenen internen Erlöse gebucht. Der Bestandsartikelwert am Lieferstandort wird bei der Buchung der internen Verkaufskosten am Lieferstandort und auch bei der Buchung der am Bedarfsstandort eingegangenen internen Verkaufskosten verwendet.
Deshalb löst die Lieferung des Kundenauftrags am Lieferstandort die Transaktionen der standortübergreifenden Rentabilität sowohl am Lieferstandort als auch am Bedarfsstandort aus. Es wird nicht darauf gewartet, dass die Ware beim Bedarfsstandort für den internen Kauf eingeht und erfasst wird, d. h., sobald der Verkauf der Ware stattfindet, erfolgt auch deren Kauf durch den anderen Standort. Daraus folgt, dass der Bestandswert zum Bedarfsstandort übertragen wird, sobald die Lieferung vom Lieferstandort erfolgt ist.
Die Nutzung der Funktion "Standortübergreifend Rentabilität" für eine Firma ist optional. Standardmäßig wird sie für neue Firmen nicht verwendet. Unabhängig davon, ob sie genutzt wird, ist die Bestandsbewertung nicht betroffen. Die Bestandsbewertung und die Bewegung der Bestandswerte zwischen Standorten werden auf dieselbe Art und Weise durchgeführt, unabhängig davon, ob diese Funktion genutzt wird.
Systemereignis | Bezeichnung | Soll | Haben |
INTREV | Interne Erlöse, die vom Verkaufspreis auf einem internen Kundenauftrag generiert wurden, der zu einem Standort innerhalb derselben Firma geliefert wurde | M160 - Forderungen von internen Kunden | M159 - Interne Umsatzerlöse |
INTREVR | Interne Erlöse, die vom Verkaufspreis auf einem internen Kundenauftrag eingehen, der von einem Standort innerhalb derselben Firma geliefert wurde | M162 - Kosten aus internen Einkäufen | M161 - Verbindlichkeiten aus internen Einkäufen |
INTCOS | Interne Verkaufskosten, die von internem Kundenauftrag generiert wurden, der zu einem Standort innerhalb derselben Firma geliefert wurde | M163 - Interne Kosten des Umsatzes | M164 - Interne Kosten des Umsatzes, Gegenkonto |
INTCOSR | Interne Verkaufskosten, die von internem Kundenauftrag eingehen, der von einem Standort innerhalb derselben Firma geliefert wurde | M166 - Interne Kosten für Artikelverkäufe von anderen Standorten, Gegenkonto | M165 - Interne Kosten für Artikelverkäufe von anderen Standorten |
Hierbei muss beachtet werden, wann diese Funktion gestartet wird. Wenn sie mitten in einer Zeitperiode gestartet wird, erhält der Anwender keine nützlichen Informationen zur standortübergreifenden Rentabilität dieser Zeitperiode. Sie sollte eher zwischen Zeitperioden gestartet werden, also z. B. am Monats- oder Jahresende.
Wenn die Funktion „Inter-Site-Rentabilität“ auf der Registerkarte Firma/Lieferketten-Informationen/Verkauf ausgewählt wurde, werden die neuen Transaktionen automatisch erstellt. Auf der Seite Buchungssteuerung müssen Buchungstypen für die Buchungen eingerichtet worden sein, die von den Transaktionen der Inter-Site-Rentabilität verwendet werden. Andernfalls enthalten die Buchungen Fehler. Es gibt kein Standardsetup für die Buchungssteuerung und Berichtserstellung der Inter-Site-Rentabilität. In der Regel wird der Steuertyp Standort verwendet, um zwischen den Buchungen der Inter-Site-Rentabilität zu unterscheiden.
Szenario:
Standort X | Standort Y | Gesamt für Firma |
Kommentare | |
Verkauf | ||||
Externer Verkauf | -10 | -10 | ||
Interner Verkauf | -9 | -9 | Gebucht von der INTREV-Transaktion. | |
Summe Verkäufe | -9 | -10 | -19 | |
Verkaufskosten | ||||
Externe Verkaufskosten | 5 | 5 | ||
Interne Verkaufskosten | 3 | 3 | Gebucht von der INTCOS-Transaktion. | |
Interne Einkaufskosten | 9 | 9 | Gebucht von der INTREVR-Transaktion. | |
Interne Kosten für Artikelverkäufe von anderen Standorten | -3 | -3 | Gebucht von der INTCOSR-Transaktion. | |
Gesamtverkaufskosten | 3 | 11 | 14 | |
Bruttogewinn | -6 | 1 | -5 | |
Kostendifferenz | -2 | -2 | Gebucht von der ORDTREVAL-Transaktion (unabhängig davon, ob die Funktion "Standortübergreifende Rentabilität" verwendet wird). | |
Nettogewinn | -6 | -1 | -7 |
Unter Bericht anfordern ist auch ein vereinfachter Bericht verfügbar, der als Bericht Inter-Site-Rentabilität bezeichnet wird. Im vereinfachten Bericht wird die Rentabilität nur von einem Standort angezeigt. Der vereinfachte Bericht basiert auf der Bestandstransaktionshistorie, was bedeutet, dass eine große Anzahl von Bestandstransaktionen die Bestellung dieses Berichts verlangsamen könnte. Wenn dort hohes Volumen von Bestandstransaktionen vorliegt, sollte der vereinfachte Bericht nicht verwendet werden. Darüber hinaus berücksichtigt der vereinfachte Bericht keine Datumsänderungen, die mit der Option Ausführungsdatum ändern auf der Seite Bestandstransaktionshistorie durchgeführt werden. Deshalb wird empfohlen, einen mit dem Berichtsgenerator in IFS/Rechnungswesen generierten Kostenstellenbericht für eine gründliche Analyse zu verwenden.
Das Szenario entspricht dem im vorherigen Beispiel. Der Bericht wird für Standort X angefordert.
Kostenstellenbericht | Standort X |
Verkauf | |
Externer Verkauf | |
Interner Verkauf | -9 |
Summe Verkäufe | -9 |
Verkaufskosten | |
Externe Verkaufskosten | |
Interne Verkaufskosten | 3 |
Interne Einkaufskosten | |
Interne Kosten für Artikelverkäufe von anderen Standorten | |
Gesamtverkaufskosten | 3 |
Bruttogewinn | -6 |
Kostendifferenz | |
Nettogewinn | -6 |
Im obigen Beispiel wurde eine Transitlieferung an Standort Y getätigt. Auch Direktlieferungen, die für interne Kunden erfasst werden, die derselben Firma wie der Lieferstandort angehören, generieren Transaktionen für standortübergreifende Rentabilität.
Serviceartikel generieren keine standortübergreifenden Preisbuchungen. Der Grund hierfür ist, dass Einkaufspreise für Serviceartikel keine Korrelation zu den Kosten der nicht bestandsgeführten Verkaufsartikel haben und keine Kostendifferenzen gebucht werden.
Alle acht Buchungen für die standortübergreifende Rentabilität finden gleichzeitig statt (bei Lieferung eines internen Kundenauftrags), aber die Transaktionen und die entsprechenden Systemereignisse gehören verschiedenen Standorten an. Die INTREV- und INTCOS-Transaktionen werden am Lieferstandort gebucht. Die INTREVR- und INTCOSR-Transaktionen werden am Bedarfsstandort gebucht. INTREVR und INTCOSR gehören zum Bedarfsstandort, sie werden jedoch durch eine Auftragsreferenz am Lieferstandort erstellt und markiert. Der Steuertyp wird vom Standort auf der Transaktion erkannt und nicht vom Standort, dem die Auftragsreferenz angehört.
Im folgenden Beispiel wird dies näher erläutert:
Am Lieferstandort wird der interne Kundenauftrag ÄA1 für den Bedarfsstandort von Bestandsartikel X erfasst. Artikel X gehört zur Produktfamilie A am Lieferstandort und zur Produktfamilie B am Bedarfsstandort. Die standortübergreifenden Buchungen sollten mit dem Steuertyp Produktfamilie gesteuert werden. Wenn die Lieferung für ÄA1 erfolgt, werden sowohl am Bedarfs- als auch am Lieferstandort Buchungen vorgenommen. Die Buchungen am Lieferstandort erhalten den Steuertyp A. Die Buchungen am Bedarfsstandort erhalten den Steuertyp B.
Steuertypen, die weder am Bedarfs- noch am Lieferstandort verfügbar sind, können nicht als Steuertypen für die standortübergreifenden Buchungen verwendet werden. Beispiel: Der Steuertyp "Verkaufsgruppe" ist nicht verfügbar, weil die Verkaufsgruppe nur am Lieferstandort und nicht am Bedarfsstandort vorhanden ist.
Wenn der Preis auf einer internen Kundenauftragsposition zum Zeitpunkt der Lieferung nicht korrekt war, ist es möglich, die standortübergreifenden Buchungen nachträglich anzupassen. Mithilfe des Vorgangs "Berichtigte standortübergreifende Preisbuchungen erstellen" auf der Kundenauftragsposition ist es möglich, die für eine Kundenauftragsposition generierten internen Erlöse zu erhöhen oder zu verringern.
Um berichtigte standortübergreifende Preisbuchungen zu erstellen, wird ein gewichteter Durchschnittspreis für alle zuvor gebuchten standortübergreifenden Preisbuchungen für die Kundenauftragsposition berechnet. Der gewichtete Durchschnittspreis wird mit dem eingegebenen korrekten Preis verglichen, wodurch die zu buchende Preisdifferenz ermittelt wird. Wenn die Preisdifferenz positiv ist, werden sowohl die standortübergreifenden Erlöse am Lieferstandort als die Verbindlichkeiten aus internen Einkäufen am Bedarfsstandort erhöht. Wenn die Preisdifferenz negativ ist, werden sowohl die standortübergreifenden Erlöse am Lieferstandort als die Verbindlichkeiten aus internen Einkäufen am Bedarfsstandort verringert.
Systemereignis | Bezeichnung | Soll | Haben |
INTREV+ | Höhere interne Erlöse, erstellt aus korrektiven Preisbuchungen zw. Standorten | M160 - Forderungen von internen Kunden | M159 - Interne Umsatzerlöse |
INTREVR+ | Höhere erhaltene interne Erlöse, erstellt aus korrektiven Preisbuchungen zw. Standorten | M162 - Kosten aus internen Einkäufen | M161 - Verbindlichkeiten aus internen Einkäufen |
INTREV- | Niedrigere interne Erlöse, erstellt aus korrektiven Preisbuchungen zw. Standorten | M159 - Interne Umsatzerlöse | M160 - Forderungen von internen Kunden |
INTREVR- | Niedrigere erhaltene interne Erlöse, erstellt aus korrektiven Preisbuchungen zw. Standorten | M161 - Verbindlichkeiten aus internen Einkäufen | M162 - Kosten aus internen Einkäufen |
Die Berechnung des gewichteten Durchschnittspreises wird pro Bestandseinheit durchgeführt, und alle zuvor gebuchten standortübergreifenden Preisbuchungen werden berücksichtigt. Der gewichtete Durchschnittspreis wird wie folgt berechnet: [(INTREV1 Menge*Preis) + (INTREV2 Menge*Preis) + (INTREVn Menge *Preis) + (INTREV+1 Menge*Preis) + (INTREV+2 Menge*Preis) + (INTREV+o Menge*Preis) - (INTREV-1 Menge*Preis) - (INTREV-2 Menge *Preis) - (INTREV-p Menge*Preis)] / (Summe der gelieferten Menge auf Kundenauftragsposition).
n ist die Anzahl der INTREV-Transaktionen, o ist die Anzahl der "INTREV+"-Transaktionen, und p ist die Anzahl der "INTREV-"-Transaktionen, die für die Kundenauftragsposition erstellt werden.
Wenn die Funktion "Zurück zur Nacharbeit" am Bedarfsstandort ausgeführt wird, gehen die Artikel später bei einer Materialrückgabe am Lieferstandort ein. Sobald die Artikel nachbearbeitet wurden, können sie wieder zum Bedarfsstandort für einen neuen internen Kundenauftrag geliefert werden. Wenn berichtigte standortübergreifende Buchungen nicht manuell angewendet werden, werden für die nachbearbeiteten Artikel zweimal standortübergreifende Preisbuchungen vorgenommen (zuerst für die ursprüngliche Lieferung und dann für die Lieferung der nachbearbeiteten Artikel).
Ob die Nacharbeit vom Lieferstandort oder vom Bedarfsstandort bezahlt werden soll, ist häufig ein Streitpunkt. Der Bedarfsstandort muss möglicherweise die gesamte Nacharbeit bezahlen, weil die Anforderungen an die Artikelkonstruktion nicht ausreichend mitgeteilt wurden. Oder es ist möglich, dass der Lieferstandort die Nacharbeit bezahlen muss, weil Ware mit schlechter Qualität geliefert wurde. Deshalb wird der ermittelte interne Erlös (dies ist der Fall, wenn die internen Erlöse größer als die internen Verkaufskosten sind) auf zurückgegebenen Bestellpositionen nicht immer richtig berücksichtigt. Daher ist die Funktion "Berichtigte standortübergreifende Preisbuchungen erstellen" auch für Materialrückgabepositionen verfügbar. Um diese Funktion zu verwenden, muss die Materialrückgabeposition über eine Kreditgenehmigung verfügen und mit der Kundenauftragsposition verknüpft sein. Mithilfe berichtigter standortübergreifender Preisbuchungen kann sichergestellt werden, dass jede Rückgabe entsprechend von der Kostenstellenanalyse berücksichtigt wird. Die internen Erlöse können angepasst werden, damit die zurückgegebenen Bestellpositionen den korrekten internen Erlös angeben. Die internen Verkaufskosten können nicht angepasst werden.