Geschäftsverträge umfassen häufig zulässige Planabweichungen mit möglichen Vertragsstrafen für den Kunden, wenn dieser gegen die Vereinbarungen verstößt. Die Toleranzprüfung ist ein optionaler Schritt im Arbeitsablauf, stellt aber eine wichtige Funktion der Anwendung dar. Durch diese Prüfung kann der Lieferant aktuelle Fakten und Zahlen in Verbindung mit einem eventuellen Verstoß gegen Planabweichungen erkennen und ggf. vorlegen.
Die beiden wichtigsten Toleranzberechnungen sind die kumulierte Plantoleranz und die Plantoleranz mit Zeitfeldern beim Abruf.
Unabhängig von der gewählten Toleranzberechnungsmethode sind vier verschiedene Vergleiche möglich: der Vergleich Plan/Plan, der Vergleich Abruf/Plan, der Vergleich Abruf/Abruf sowie der Vergleich kumulierte Abrufe/Plan. Diese Alternativen können gemäß den aktuell eingegebenen Plänen kombiniert und verwendet werden.
Das Vergleichen kumulierter Abrufe mit einem Plan ist eine andere Methode zum Bereitstellen der Plandaten für den Vergleich, bei der die Gesamtauswirkung mehrerer sich überschneidender Abrufe geprüft wird. Das Ergebnis des kombinierten Plans kann sowohl von der Methode der kumulierten Toleranzprüfung als auch von der Toleranzprüfungsmethode mit Zeitfeldern verwendet werden.
Wenn die Prüfung der kumulierten Plantoleranz verwendet wird, dient nicht eine Toleranzvorlage, sondern lediglich ein einzelner Toleranzprozentwert als Grundlage für den Vergleich des gesamten Bereichs (ein Prozentwert für Planzunahmen, einer für Planabnahmen). Benutzer können mit diesen Prüfungen gemeinsame Datenbereiche in den folgenden Plänen vergleichen: Plan/Plan, Abruf/Abruf, Abruf/Plan und kumulierte Abrufe/Plan. Mit Ausnahme des Vergleichs „kumulierte Abrufe/Plan“ wertet die Prüfung einen bestimmten (d.h. den als letzten angesehenen) Plan im Vergleich zum vorletzten Plan aus. Die Prüfung "kumulierte Abrufe/Plan" vergleicht hingegen mehrere Abrufe mit dem letzten Plan.
Zunächst werden alle Planpositionen eingelesen, die die Eingabeeinstellungen erfüllen, für die Toleranzprüfungen durchgeführt werden sollen.
Für jede Planposition werden die Freigaben (bei denen die Bedarfsinformationen nicht "Nur zur Info" lauten) in die Tagesmengen umgerechnet. Die Tagesmengen werden berechnet, indem die Zahlen auf die Anzahl von Arbeitstagen zwischen den Plandaten verteilt werden. Für den letzten Datensatz im Plan verwendet das System das Enddatum des Plankopfs.
Beispiel:
Datum | Menge | Enthaltener Zeitraum |
06.10.199X 09:00 | 60 | Stunden |
199X-10-06 12:00 | 40 | Stunden |
07.10.199X | 120 | Tag |
08.10.199X | 130 | Tag |
09.10.199X | 110 | Tag |
10.10.199X | 100 | Tag |
13.10.199X | 500 | Woche |
20.10.199X | 600 | Woche |
27.10.199X | 650 | Woche |
01.11.199X | 2200 | Monat |
01.12.199X | 2400 | Monat |
Liegen für ein Datum mehrere Datensätze vor, müssen sie zu einem Wert zusammengefasst werden.
Datum | Menge | Enthaltener Zeitraum |
06.10.199X | 100 | Tag |
07.10.199X | 120 | Tag |
08.10.199X | 130 | Tag |
09.10.199X | 110 | Tag |
10.10.199X | 100 | Tag |
13.10.199X | 500 | Woche |
20.10.199X | 600 | Woche |
27.10.199X | 650 | Woche |
01.11.199X | 2200 | Monat |
01.12.199X | 2400 | Monat |
Jetzt werden die Datensätze auf den täglichen Bedarf verteilt. Beginnend mit dem ersten Datum wird das nächste Datum im Plan eingelesen. Nun wird anhand des normalen Systemkalenders berechnet, wie viele Arbeitstage in diesem Zeitraum enthalten sind. Wenn das nächste Datum im Plan der nächste Tag ist und es sich dabei ebenfalls um einen Arbeitstag handelt, ist keine Verteilungslogik erforderlich. Dies gilt für die ersten fünf Zeitfelder im Beispiel. Wenn Datensatz 6 mit Datensatz 7 verglichen wird, beträgt die zwischen den Datensätzen verstrichene Anzahl von Tagen sieben; hiervon sind jedoch nur fünf Arbeitstage. Somit werden fünf gleich große tägliche Zeitfelder erstellt. (Hinweis: Gelegentlich muss gerundet werden.) Dieses Prinzip wird auf alle Zeitfelder mit Ausnahme des letzten Zeitfelds angewandt. Beim letzten Zeitfeld wird die Größe festgelegt, indem das erste Datum nach dem Enddatum des vorherigen Freigabedatensatzes als Startdatum und das Enddatum des Plankopfs als letztes Datum verwendet wird. Dies führt nun zu folgendem Ergebnis:
Datum | Menge | Enthaltener Zeitraum |
06.10.199X | 100 | Tag |
07.10.199X | 120 | Tag |
08.10.199X | 130 | Tag |
09.10.199X | 110 | Tag |
10.10.199X | 100 | Tag |
13.10.199X | 100 | Tag |
14.10.199X | 100 | Tag |
15.10.199X | 100 | Tag |
16.10.199X | 100 | Tag |
17.10.199X | 100 | Tag |
20.10.199X | 120 | Tag |
21.10.199X | 120 | Tag |
22.10.199X | 120 | Tag |
23.10.199X | 120 | Tag |
24.10.199X | 120 | Tag |
27.10.199X | 130 | Tag |
28.10.199X | 130 | Tag |
29.10.199X | 130 | Tag |
30.10.199X | 130 | Tag |
31.10.199X | 130 | Tag |
01.11.199X | 110 | Tag |
02.11.199X | 110 | Tag |
... | ... | ... für alle Tage des Monats |
01.12.199X | 120 | Tag |
02.12.199X | 120 | Tag |
... | ... | ... für alle Tage des Monats |
Die kumulierten Daten und Abweichungen werden jetzt erfasst. Für dieses Beispiel soll von einer vereinfachten Situation mit zwei Abrufplänen ausgegangen werden, die bereits in Zeitfelder in Form täglicher Perioden unterteilt wurden. Jede Woche geht ein neuer Abruf mit den Daten für zwei Wochen ein. Somit gibt es eine Woche mit gemeinsamen Plandaten, die auf dieser Basis eines kumulierten Plans verglichen werden können. Wenn eine kumulierte Plantoleranz von 5% angenommen wird, führt folgender Plan zu einer außerhalb der Toleranz liegenden Situation:
Datum | Abruf 1 | Abruf 2 | Abruf 1, kumuliert | Abruf 2, kumuliert | Kumulierte Abweichung (%) |
13.10.199X | 90 | ||||
14.10.199X | 90 | ||||
15.10.199X | 95 | ||||
16.10.199X | 95 | ||||
17.10.199X | 95 | ||||
20.10.199X | 100 | 100 | 100 | 100 | 0 |
21.10.199X | 100 | 107 | 200 | 207 | 3,5 |
22.10.199X | 100 | 108 | 300 | 315 | 5 |
23.10.199X | 100 | 105 | 400 | 420 | 5 |
24.10.199X | 100 | 110 | 500 | 530 | 6 Außerhalb der Toleranz |
27.10.199X | 110 | ||||
28.10.199X | 110 | ||||
29.10.199X | 120 | ||||
30.10.199X | 120 | ||||
31.10.199X | 125 |
Zu beachten ist, dass die einzelnen täglichen Lieferungen um mehr als die Toleranz abweichen können, sofern ihre kumulierte Auswirkung den Toleranzprozentsatz nicht überschreitet.
Die Verteilungslogik für den vorherigen Plan stimmt mit der auf den aktuellen Plan angewandten Verteilungslogik überein. Außerdem ist zu beachten, dass nur sich überlappende Datumsangaben für die Toleranzprüfung genutzt werden können. Die Datumsgrenzen der einzelnen Pläne sind die Grenzen für den Vergleich.
Für die Plantoleranzprüfung mit Zeitfeldern werden dasselbe Benutzerszenario und dieselben Eingabeeinstellungen verwendet wie für die Prüfung der kumulierten Plantoleranz. Der Unterschied liegt im Toleranzalgorithmus und in der Datenquelle für den Toleranzprozentwert. Wie bei der vorherigen Prüfung wird ein Vergleich mit dem aktuellen Plan durchgeführt, der die Kriterien für die vom Benutzer gewünschten Vergleiche erfüllt (z. B. Plan/Plan oder Abruf/Plan). Der wichtigste Unterschied zwischen dieser und der vorherigen Logik besteht darin, dass eine Toleranzvorlage zum Ändern der zulässigen Toleranz über den Planhorizont verwendet wird, d. h. eine unterschiedliche Toleranz pro Zeitfeld.
Die ersten Schritte bei der Toleranzprüfung mit Zeitfeldern sind dieselben wie bei der Prüfung des kumulierten Plans. Die in den verglichenen Plänen angegebenen Freigabemengen werden zuerst auf ein Tagesformat verteilt. Das Tagesformat wird dann als Grundlage für das Kumulieren der Anforderungen in Zeitfelder verwendet. Das Tagesformat ist wichtig, da die Zeitfelddefinitionen den Datumsbereich einer bestimmten Freigabe unterteilen können.
Sobald die Tagesmengen definiert wurden, wird die korrekte Vorlagendefinition für den Positionsdatensatz des Kundenvertrags eingelesen.
Das Startdatum des ersten Datensatzes im aktuellsten Plan wird eingelesen.
Mit den Definitionen aus der Vorlage werden die Tagesmengen der Freigaben zu den Zeitfeldmengen zusammengefasst. Für Beispiel 1 könnte Zeitfeld 1 fünf Tage umfassen. Deshalb würden alle Zahlen der Planmengen vom gültigen Anfangsdatum des Plans bis zu einem Datum vier Tage nach diesem Anfangsdatum zusammengefasst.
Beispiel für den aktuellen Plan mit Mengen, die Zeitfeldern im Vorlagenformat zugeordnet wurden:
Klasse | Länge | Periode | Menge | Keine Tage | Toleranz (%) |
1 | 5 Tage | Fest | 560 | 5 | 2 |
2 | 10 Tage | Fertigung | 1100 | 10 | 5 |
3 | 20 Tage | Material | 2300 | 20 | 10 |
4 | 40 Tage | Vorschau | 2950 | 25 | 20 |
Obwohl Zeitfeld 4 40 Tage umfasst, können nur für 25 dieser Tage Planwerte berechnet werden. Für einen gültigen Vergleich werden die vorherigen Pläne ebenfalls anteilmäßig verteilt, d.h. an die kleineren Anzahlen angepasst, wenn die Anzahl der Tage für ein Zeitfeld unterschiedlich ist.
Nun soll angenommen werden, dass dieser Plan mit zwei vorherigen Plänen (d.h. einem Abruf und einem Plan) verglichen werden soll:
Klasse | Länge | Periode | Menge | Keine Tage |
1 | 5 Tage | Fest | 600 | 5 |
2 | 10 Tage | Fertigung | 300 | 5 |
3 | 20 Tage | Material | 0 | Keine Daten |
4 | 40 Tage | Vorschau | 0 | Keine Daten |
Klasse | Länge | Periode | Menge | Keine Tage |
1 | 5 Tage | Fest | 400 | 5 |
2 | 10 Tage | Fertigung | 1200 | 10 |
3 | 20 Tage | Material | 2000 | 20 |
4 | 40 Tage | Vorschau | 2200 | 20 |
Um die obigen Pläne erfolgreich vergleichen zu können, müssen die aktuellen Planmengen wie folgt korrigiert werden:
Klasse | Länge | Periode | Menge | Keine Tage | Kommentare |
1 | 5 Tage | Fest | 560 | 5 | |
2 | 10 Tage | Fertigung | 550 | 5 | Auf 5 Tage verteilt |
3 | 20 Tage | Material | Auf 0 Tage verteilt | ||
4 | 40 Tage | Vorschau | Auf 0 Tage verteilt |
Klasse | Länge | Periode | Menge | Keine Tage | Kommentare |
1 | 5 Tage | Fest | 560 | 5 | |
2 | 10 Tage | Fertigung | 1100 | 5 | |
3 | 20 Tage | Material | 2300 | 20 | |
4 | 40 Tage | Vorschau | 2360 | 20 | Auf 20 Tage verteilt |
Nachdem die Zahlen in ein vergleichbares Format gebracht wurden, können jetzt die Toleranzen pro Zeitfeld berechnet werden:
Klasse | Länge | Periode | Aktuelle | Zurück | Keine Tage | % Abweichung |
1 | 5 Tage | Fest | 560 | 600 | 5 | - 6,7 Außerhalb der Toleranz |
2 | 10 Tage | Fertigung | 650 | 300 | 5 | +116.7 Außerhalb der Toleranz |
3 | 20 Tage | Material | Keine Daten | |||
4 | 40 Tage | Vorschau | Keine Daten |
Klasse | Länge | Periode | Aktuelle | Zurück | Keine Tage | % Abweichung |
1 | 5 Tage | Fest | 560 | 400 | 5 | + 40 Außerhalb der Toleranz |
2 | 10 Tage | Fertigung | 1100 | 1200 | 5 | - 8,3 Außerhalb der Toleranz |
3 | 20 Tage | Material | 2300 | 2000 | 20 | + 15 |
4 | 40 Tage | Vorschau | 2360 | 2200 | 20 | + 7,3 |
Der Vergleich führt dazu, dass beide Vergleiche die Toleranzprüfung nicht bestehen, sodass keine automatische Genehmigung möglich ist.
Die Prüfung des kumulierten Abrufs ist eine andere Methode zum Abrufen der Plandaten für den Vergleich. Sie kann von der Methode der kumulierten Toleranzprüfung und der Toleranzprüfmethode mit Zeitfeldern verwendet werden.
In diesem Fall wird die tatsächliche Toleranzprüfung auf identische Weise durchgeführt wie einer der beiden oben beschriebenen Algorithmen. Kumulierte Abrufe sind eine Methode zum Definieren der Plandaten für den Vergleich, bei der die Gesamtauswirkung mehrerer sich überschneidender Abrufe zusammengefasst wird. Dies ist in Situationen sinnvoll, in denen der Benutzer zwischen den Planeingängen mehrere Abrufpläne erhält. Wenn beispielsweise ein Plan wöchentlich, die Abrufe aber täglich bereitgestellt wurden, stehen fünf gelieferte Abrufe einem vorherigen Plan gegenüber. Dieser Vergleichstyp "Abrufe/Plan" kann mit einem Algorithmus für die kumulierte Toleranzprüfung oder mit einem Algorithmus für die Toleranzprüfung mit Zeitfeldern verwendet werden.
Im folgenden Beispiel wird die oben beschriebene Situation verwendet: Der Benutzer erhält jede Woche einen Plan, der die Plandaten zweier Wochen umfasst. Jeden Tag wird ein Abruf gesendet, der die Lieferdaten für die beiden nächsten Tage umfasst. Außerdem wird jeden Tag der sich überschneidende Teil des vorherigen Abrufs durch den nächsten überschrieben.
Für diesen Prozess wird angenommen, dass diese Freigabe immer dann überschrieben wird, wenn eine Freigabemenge für ein bereits in einem vorherigen Plan angegebenes Datum angegeben wird. Wenn sich die Plandaten nicht überschneiden, bleibt die Menge unverändert.
Datum | Aktuellster Plan | Vorheriger Abruf 1 | Vorheriger Abruf 2 | Letzte Abruf 3 |
Kumulierter Abruf |
01.10.199X | 20 | 21 | 21 | ||
02.10.199X | 20 | 21 | 22 | 22 | |
03.10.199X | 20 | 22 | 23 | 23 | |
04.10.199X | 20 | 24 | 24 | ||
05.10.199X | 20 | ||||
08.10.199X | 25 | ||||
09.10.199X | 25 | ||||
10.10.199X | 25 | ||||
11.10.199X | 25 | ||||
12.10.199X | 25 |
Wenn die einzelnen Abrufe eingehen, überschreiben sie jeweils den vorherigen Abruf für die Plantermine. Hierdurch wird der "kumulierte" Abrufplan erstellt. Nachdem diese Daten zusammengetragen wurden, kann einer der Standard-Toleranzprüfungsalgorithmen für diesen Gesamtplan angewandt werden, und zwar, wie oben beschrieben, als kumulierte Prüfung oder als Prüfung mit Zeitfeldern. Zu beachten ist, dass die Toleranzprüfung bei allen Vergleichen des Typs "Abruf/Abruf" feststellen würde, dass die Abweichung stets innerhalb der Toleranz von 5% liegt. In der Gesamtheit weicht die Toleranz jedoch beträchtlich von den Zahlen des vorherigen Plans ab, sodass sich schließlich eine Abweichung von 20% ergibt.
In diesem Beispiel werden die Abrufmengen als Tagesmengen angegeben; dies muss aber nicht der Fall sein. Wie in anderen Beispielen können die Abrufmengen mehrere Tage umfassen, sodass ein Tagesverteilungsalgorithmus für alle betroffenen Pläne ausgeführt würde, bei denen sich Datumsangaben überschneiden. Dieselben Ergebnisse könnten dann auch für einen Toleranzvergleich mit Zeitfeldern verwendet werden. Sobald ein neuer Plan eintrifft, verliert der kumulierte Abruf seine Bedeutung, und die Abrufe für den neuen Plan werden für den nächsten Zyklus kumuliert.
Wichtig: Die Toleranzprüfung wird für Abruf 3 durchgeführt. (Auf der Basis der für die Toleranzprüfung eingegebenen Kriterien wird dieser Plan ausgewählt.) Die Werte für die beiden vorherigen Abrufe (alle Abrufe zwischen dem aktuellen Abruf und dem aktuellen Plan) werden zu einer Gesamtansicht zusammengefasst und mit dem Plan verglichen. Wenn jedoch Werte außerhalb der Toleranz liegen, wird der Plan für Abruf 3 für diese Bedingung verantwortlich gemacht. Somit ist der Vergleich mit Abruf 3 verknüpft. Zu diesem Plan können dann die Toleranzprüfungsergebnisse für Pläne mit außerhalb der Toleranz liegenden Werten angezeigt werden.