Phasen der Materialbedarfsplanung

Die Materialbedarfsplanung dient der Verarbeitung von Bestandsmenge, Bedarf und Verfügbarkeit der Artikel. Sie startet dabei für die Artikel auf der niedrigsten Stufe. Die Kalkulation beginnt mit den Endprodukten und arbeitet sich Stufe für Stufe abwärts durch die Strukturen. Die Materialbedarfsplanung besteht aus mehreren Phasen. Eine vollständige Erläuterung jeder Phase enthalten die entsprechenden Links der folgenden Liste:

  1. Entfernen von MRP-Vorschlägen aus letzter Ausführung
  2. Niedrigste Stufe berechnen
  3. Momentaufnahme Artikeldaten
  4. Vergleich von Nettobedarf und verfügbarem Bestand
  5. Vorhandene Wareneingänge neu planen
  6. Generieren geplanter Eingänge
  7. Auflösung Komponentenbedarf
  8. MRP-Fehlerprüfung
  9. Bestellvorschläge generieren

Phase 1: Entfernen von MRP-Vorschlägen aus letzter Ausführung

Bei Beginn der MRP-Ausführung werden nicht freigegebene MRP-Vorschläge entfernt, die während einer früheren Ausführung generiert wurden. Beispiele für nicht freigegebene Vorschläge sind nicht freigegebene Einkaufs- und Planaufträge, nicht feste Produktionspläne sowie nicht freigegebene Umlagerungsaufträge. Wenn der für einen Artikel verwendete Planungsmechanismus zwischen MRP-Ausführungen geändert wird, entfernt MRP nicht freigegebene Bestellvorschläge, die von anderen Planungssystemen erstellt wurden. Beispiel: Bei einem Wechsel von einem durch einen Bestellvorschlag geplanten Artikel mit Planungsmethode B zu einem von der Materialbedarfsplanung geplanten Artikel mit Planungsmethode A entfernt die Materialbedarfsplanung die nicht freigegebenen Vorschläge, die von der letzten Ausführung des Bestellvorschlags erstellt wurden.

Phase 2: Berechnen der niedrigsten Stufe

Die Materialbedarfsplanung berechnet die niedrigste Stufe, auf der ein Artikel in seiner Produktstruktur vorhanden ist. Ein übergeordneter Artikel, der keine Komponente einer weiteren Struktur bildet, gehört zur Stufe 0 (Null). Die übergeordnete Komponente verfügt über die darauf folgende Stufe (Stufe 1). Eine untergeordnete Komponente gehört zu Stufe 2. Die Artikel der Stufe 0 sind in der Regel Verkaufsartikel; obwohl sie auch von der Primärplanung stammen können.

Bei der Ausführung der Materialbedarfsplanung für ein Planungsnetzwerk berücksichtigen die Berechnungen der niedrigsten Stufe standortübergreifende Transfers. Standortübergreifende geplante Artikel in einer Verteilungsstruktur werden auf der Seite Lieferant für Einkaufsartikel definiert, indem der Artikel vom Lieferstandort mit dem Bedarfsstandort verknüpft wird. Bei der Ausführung der Materialbedarfsplanung für ein Planungsnetzwerk in dieser Situation bildet der Transfer von einem Standort zu einem anderen eine Stufe. Zum Beispiel erhält der Verkaufsartikel der obersten Stufe am Bedarfsstandort die Stufe 0 (Null) und derselbe Artikel A am Lieferstandort erhält die Stufe 1.

Diese Stufenkodierungen sind für die korrekte Ausführung der Materialbedarfsplanung, die sorgfältige Ableitung von Kostenschätzungen und die genaue Berechnung von Produktfamilien und Produktcodes erforderlich. Durch die Berechnung der niedrigsten Stufe wird der Wert im Feld Dispostufe auf der Registerkarte Fertigung der Seite Bestandsartikel aktualisiert.

Phase 3: Information Snapshot - Artikel

Die Materialbedarfsplanung sammelt alle notwendigen Informationen für die zu planenden Artikel und speichert diese an einem temporären Ort. Diese Momentaufnahme stellt sicher, dass die Planungsdaten der Materialbedarfsplanung während der MRP-Ausführung konsistent bleiben und nicht durch laufende Transaktionen beeinflusst werden. Momentaufnahmedaten enthalten Planungsattribute für den Artikel und Bestandssalden sowie alle Bedarfs- und Beschaffungsinformationen.

Phase 4: Verrechnen des Bedarfs mit verfügbarer Lieferung

Für jeden Artikel wird der verfügbare Bestand jeden Tag mit den Anforderungen verrechnet, beginnend mit dem frühesten Bedarf. Vorhandener Bestand wird dem Bedarf zuerst zugeordnet, anschließend werden dann erwartete Eingänge zugeordnet.

Das System berechnet die aktuelle Bestandsmenge, indem der Saldo an allen Bestandslagerplätzen addiert wird. Eine Ausnahme bildet der Bestandssaldo an Aufwandsartikeln in den Bestandslagerplätzen der Fertigung. Dieser Betrag ist für die Berechnung wegen der Ungenauigkeit nicht verwendbar.

Phase 5: Neuterminieren bestehender Eingänge

Bei der Zuordnung bestehender erwarteter Eingänge zum Bedarf schlägt die Materialbedarfsplanung immer vor, die Termine vorhandener Aufträge zu verschieben, bevor neue Aufträge zur Abdeckung der Anforderungen empfohlen werden. Aktionsmeldungen werden generiert, um die geplanten Neuterminierungsereignisse anzuzeigen, wobei das Auftragsdatum zur Deckung eines früheren Bedarfs ggf. auf einen früheren Zeitpunkt oder bei einem zu frühen Auftragsdatum auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Falls die bestehenden Eingänge den Bedarf für den Artikel überschreiten, schlägt die Materialbedarfsplanung zusätzliche Aktionen vor, um die unnötigen Aufträge und/oder Auftragsmengen zu stornieren.

Phase 6: Generieren geplanter Eingänge

Nur nachdem der gesamte vorhandene Bestand und alle erwarteten Eingänge angewendet wurden, um den Anforderungen zu entsprechen, plant die Materialbedarfsplanung neue Auftragsmengen zur Deckung des zukünftigen Bedarfs. Von der Materialbedarfsplanung geplante Eingänge können mehrere Formen aufweisen: "MRP Geplanter Eingang" für Fertigungsartikel, "MRP externer Einkauf" für Einkaufsartikel und "MRP interner Einkauf" für standortübergreifende Planungen. Obwohl es nicht typisch ist, kann die Materialbedarfsplanung mehrere dieser Eingangstypen für eine einzelne Anforderung generieren, wenn die Prozentwerte für die Aufteilung in Fertigungs-/Einkaufsartikel für einen Bestandsartikel definiert sind. Diese geplanten Eingänge werden schließlich später im Prozess in entsprechende Bestellvorschläge umgewandelt, wie unten beschrieben.

Phase 7: Auflösung Komponentenbedarf

Sobald neue von der Materialbedarfsplanung geplante Eingangsmengen berechnet wurden, wird der entsprechende Bedarf für eine Komponente der Stückliste generiert. Das berechnete Startdatum (Fälligkeitsdatum abzüglich der Wiederbeschaffungszeit) ist die Basis für die Aufschlüsselung der Artikel in ihre Komponenten und die Erstellung von Anforderungen für die Komponenten an der nächsten Stufe der Struktur. Das System multipliziert die erforderliche Menge des übergeordneten Artikels mit der Menge je Baugruppe für die Komponente unter Einbeziehung des Ausschussfaktors. Das Ergebnis entspricht der erforderlichen Menge für diese Komponente. Auf diese Weise wird die gesamte Struktur des Artikels verarbeitet.

Es werden zwei Typen von Pseudoartikeln unterschieden. Die Pseudoartikel sind in der Regel Artikel, die nicht tatsächlich vorhanden sind, aber als ein Gruppierungskonzept verwendet werden, wenn Bedarf durch die Strukturen übertragen werden muss. Folgende Typen von Pseudoartikeln sind verfügbar:

Bedarfsauflösungen finden auch bei der Materialbedarfsplanung mit standortübergreifender Planungsnetzwerken statt. Bei geplanten internen Einkäufen generiert die Materialbedarfsplanung einen geplanten Bedarf für den Artikel an den Lieferstandorten.

Phase 8: MRP-Fehlerprüfung

Bei der Ausführung der Materialbedarfsplanung können Fehler bei folgenden Verarbeitungsprozessen auftreten:

  1. Snapshot-Prozess: Die Materialbedarfsplanung fertigt eine Kopie für ein MRP-Datensegment an, z. B. für einen MRP-Artikel mit Lieferung, Bedarf und Ereigniszusammenfassung.
  2. Berechnungsprozess: Die Materialbedarfsplanung führt Berechnungen zur Festlegung der Starttermine und zur Erstellung der Komponentenbedarfe durch. Die Berechnungstypen sind abhängig vom Ergebnis des Momentaufnahmeprozesses.
  3. Generierungsprozess: Nach Abschluss der Berechnungen generiert die Materialbedarfsplanung die erforderlichen Vorschläge, Produktionspläne, Lieferantenpläne und Bestellanforderungen.

Vor dem Start der Materialbedarfsplanung kann der Anwender festlegen, ob die Materialbedarfsplanung abgeschlossen oder unterbrochen werden soll, wenn ein Fehler in einem der oben aufgeführten Prozesse auftritt. Diese Fehler werden auf der Seite Hintergrundjobs angezeigt. Um sicher zu gehen, ob die Berechnung wegen Vollständigkeit oder Unterbrechung beendet wurde, kann dieses Protokoll auf Fehler überprüft werden. Wenn es mehr als einen Fehler enthält, müssen die Fehler in der Reihenfolge behoben werden, in der sie aufgetreten sind. Erfolgt diese Maßnahme nicht, können fehlerhafte Ergebnisse einer Phase des MRP-Prozesses die Ergebnisse einer der folgenden Phasen beeinflussen. Nachdem sämtliche Fehler im Protokoll lokalisiert wurden, kann MRP neu gestartet werden.

Phase 9: Generieren von Bestellvorschlägen

Die letzte Stufe der Materialbedarfsplanung besteht darin, Bestellvorschläge gemäß den Planungsattributen zu generieren, die für den Artikel festgelegt wurden. Die Werte, welche die Art des generierten Bestellvorschlags bestimmen, schließen den Artikeltyp, der auf der Registerkarte Allgemein der Seite Bestandsartikel, den Standardbeschaffungstyp, der auf der Registerkarte Planungsdaten und den Vorschlagveröffentlichungswert, der auf der Registerkarte Planungsdaten definiert wird, ein. Die Einstellung Bestellvorschlag gibt an, ob die Materialbedarfsplanung Vorschläge für einen Artikel generieren soll. Der Artikeltyp gibt an, ob ein Artikel als Fertigungsartikel oder als Einkaufsartikel gilt, und gibt passende entsprechende Vorschlagstypen vor. Optional können eine Aufteilung in Fertigungs-/Einkaufsartikel sowie die zugehörigen Prozentsätze auf der Registerkarte Planungsdaten definiert werden. Wenn eine Aufteilung definiert ist, kann der Standardbeschaffungstyp mit spezifischen Werten für den Fertigungsbeschaffungstyp und den Einkaufsbeschaffungstyp überschrieben werden. Umlagerungsaufträge werden für standortübergreifende geplante Artikel generiert, die auf der Registerkarte Allgemein der Seite Lieferant für Einkaufsartikel definiert sind. Bei standortübergreifenden Planungen werden Umlagerungsaufträge generiert, die den normalen Beschaffungstyp für den Artikel überschreiben.

Die Materialbedarfsplanung kann Vorschläge verschiedener Typen generieren, dazu zählen: