Ersatzteile

Übersicht

Die Funktion „Ersatzteile“ ermöglicht die Prognose des Bedarfs von Ersatzteilen als Komponenten. Ersatzteilprognosen werden von der Materialbedarfsplanung als Ursache des Bedarfs für einen Artikel über den Komponentenbedarf hinaus angesehen. Nach der Generierung von Ersatzteilprognosen verbraucht das System diese Prognosen als Kundenaufträge für die Artikel immer dann, wenn Ersatzteile bestellt werden. So kann der Anwender den tatsächlichen Bedarf für den Artikel - als Ersatzartikel - in Form von Kundenaufträgen sehen.

Hinweis: Lediglich Ersatzteilprognosen werden von der Materialbedarfsplanung als Bedarf angesehen. Ersatzteilfamilienprognosen, die nicht auf der Ersatzteilstufe getrennt wurden, werden von der Materialbedarfsplanung nicht als ein Bedarf angesehen.

Ersatzteilfamilie

Ersatzteilfamilien bilden eine logische Gruppierung von Ersatzteilen, die mindestens eine Eigenschaft gemeinsam haben. Die Mitglieder einer Ersatzteilfamilie umfassen unter Umständen einen Ausrüstungsartikel (wie z.B. einen Vergaserbausatz), der als Ersatzartikel verkauft wird. Alternativ dazu kann eine Ersatzteilfamilie auch aus einem Satz ähnlicher Artikel mit unabhängigem Bedarf bestehen, wie dies z. B. bei Dichtungen oder Wasserpumpen unterschiedlicher Größe der Fall ist.

Es ist wichtig zu wissen, dass Fertigungsaufträge und Kundenaufträge für eine Ersatzteilfamilie nicht erteilt werden können. Diese Art Aufträge kann lediglich für einzelne Ersatzteile, die zur Ersatzteilfamilie gehören, erteilt werden.

Bei Bedarf können auch Ersatzteilfamilien erstellt werden, die aus Artikeln bestehen, die verschiedenen Standorten zugeordnet sind. Daher sind Ersatzteilfamilien nicht ausschließlich mit einem einzelnen Standort verknüpft. Somit erhält das Konzept der Ersatzteilfamilie eine gewisse Flexibilität, allerdings zu einem Preis: Jedem Ersatzteil in einer Ersatzteilfamilie kann ein anderer Kalender zugeordnet sein.

Für eine Ersatzteilfamilie definierte Attribute werden die Standardeinstellungen für jedes Ersatzteil, das dieser Familie hinzugefügt wird. Somit kann bequem eine Vorlage für alle Ersatzteile in einer Familie erstellt werden. Die Standardeinstellungen einer Familie können auf einer einzelnen Ersatzteilstufe außer Kraft gesetzt werden. So können auch Ausnahmen zur Vorlage bearbeitet werden.

Attribute von Ersatzteilfamilien

Ersatzteilfamilien werden durch ihren „Familiencode“ eindeutig gekennzeichnet. Der Familiencode ist eine Folge von maximal 25 alphanumerischen Zeichen. Zu einem Familiencode gehört eine Textbeschreibung. Außerdem haben Ersatzteilfamilien einen Verbrauchsbereich, der während der Prüfung auf eine freie Verfügbarkeit verwendet wird. Hiermit wird die Zeitdauer (in Tagen) gesteuert, in der das System Prognosen verbrauchen kann, wenn ein Kundenauftrag für das Ersatzteil angenommen wird. Das System versucht, ausreichende Prognosen im festgelegten Zeitrahmen mit Hilfe des Verbrauchsbereichs zu finden, um die bestellte Menge zu erfüllen. Nachdem diese Mengen gefunden wurden, wird der Auftrag weiter verarbeitet. Konnten diese Mengen hier nicht gefunden werden, wird eine MRP-Aktionsmeldung angezeigt. Der für eine Ersatzteilfamilie definierte Verbrauchsbereich wird von allen Ersatzteilen, die nachträglich der Familie hinzugefügt werden, in dieser Familie übernommen. Er kann jedoch auch außer Kraft gesetzt werden.

Ersatzteilfamilien besitzen ein zugeordnetes Vortragskennzeichen. Dieses Vortragskennzeichen bestimmt, wie das System während des Trennungsprozesses mit überfälligen Prognosen verfährt. Im Trennungsprozess werden Prognosen für Ersatzteilfamilien in Prognosen für jedes Ersatzteil in der Familie umgewandelt.

Das Vortragskennzeichen kann zwei Werte annehmen: "Vortrag" und "Prognose verwerfen". Hat das Vortragskennzeichen den Wert „Vortrag“ (während des Trennungsprozesses), werden alle überfälligen Ersatzteilprognosemengen, verbrauchten Prognosen und tatsächlichen Bedarfe summiert und in einen vorgetragenen Datensatz an dem Tag eingestellt, an dem der Trennungsprozess durchgeführt wird, bzw. am nächsten Arbeitstag. Wenn das Vortragskennzeichen auf „Prognose verwerfen“ gesetzt ist, wird lediglich die überfällige verbrauchte Prognose und der tatsächliche Bedarf summiert und in den vorgetragenen Datensatz eingestellt. Die überfällige Prognosemenge wird verworfen. Das für eine Ersatzteilfamilie definierte Vortragskennzeichen wird von allen Ersatzteilen in dieser Familie geerbt. Die geerbte Einstellung kann aber auch außer Kraft gesetzt werden.

Ersatzteile

Wurden eine oder mehrere Ersatzteilfamilien erstellt, können dieser Familie Ersatzteile hinzugefügt werden. Diese Ersatzteile können einem beliebigen Standort im System zugeordnet werden.

Attribute von Ersatzteilen

Ersatzteile erben das Vortragskennzeichen und den Verbrauchsbereich von deren Familien. Diese Werte können jedoch auch außer Kraft gesetzt werden. Darüber hinaus besitzen Ersatzteile weitere Attribute: „Überschuss“ und „Menge pro“.

„Menge pro“ stellt den Prozentwert einer Ersatzteilfamilienprognose dar, der diesem Ersatzteil zugeordnet werden sollte, wenn die Familienprognosen auf die Ersatzteilstufen aufgeteilt werden. Die Summe „Menge pro“ für eine Ersatzteilfamilie muss nicht unbedingt 100 ergeben. Abhängig von der Situation kann zu viel (die Summe ist > 100 %) oder zu wenig (die Summe ist < 100 %) von den Ersatzteilen in einer Ersatzteilfamilie geplant werden. Wurde zu viel geplant, so ist die Summe der Prognosen für alle Ersatzteile in einer Familie nach der Trennung größer als die ursprüngliche Prognose für die Ersatzteilfamilie. Wurde zu wenig geplant, so ist die Summe der Prognosen für alle Ersatzteile in einer Familie nach der Trennung kleiner als die ursprüngliche Prognose für die Ersatzteilfamilie.

Bei der Trennung wird die Ersatzteilprognose, die mit Hilfe des Wertes „Menge pro“ berechnet wird, auf die nächste ganze Zahl aufgerundet. Die Differenz zwischen der letzten berechneten Prognose und der aktuellen (gerundeten) Prognose wird in der Spalte „Überschuss“ gespeichert. Der Nutzen für die Erstellung eines Überschussbetrages liegt in einer genaueren Darstellung der aktuellen Aufträge. Durch Verfolgen (und Kumulieren) des Rundens während einer Trennung kann die Menge der zu fertigenden oder einzukaufenden Ersatzteile reduziert werden. Obwohl der Überschuss zwischen zwei Prognosen nie mehr als eine Einheit annehmen kann, kann sich eine beträchtliche Menge ansammeln, wenn mehrere Prognosen auf einmal getrennt werden.

Überschüsse werden nur berücksichtigt, wenn mehrere Prognosen auf einmal getrennt werden. Dabei wird der Überschuss aus der ersten getrennten Prognose als ein Faktor in die zweite zu trennende Prognose übernommen; der Überschuss aus der zweiten Prognose wird in der Berechnung der dritten übernommen usw. Werden diese Prognosen jedoch auf einmal aufgeteilt, wird der bestehende Überschuss nicht mit in die Berechnung einbezogen, und der resultierende Überschuss reflektiert nur das Runden für die Prognose, die gerade aufgeteilt wurde.

Ersatzteilfamilien-Prognosen

Prognosen können für eine Ersatzteilfamilie definiert werden, nachdem diese Familie erstellt wurde. Eine Ersatzteilfamilienprognose ist eine Schätzung, die von einem Disponenten für den erwarteten Ersatzteilbedarf aller Mitglieder einer Ersatzteilfamilie an einem bestimmten Datum erstellt wird. Der Disponent basiert diese Schätzung auf Erfahrungen oder gesammelten Daten wie z.B. der durchschnittlichen Anzahl an Einheiten der Familie, die pro Woche oder Monat im vergangenen Jahr bestellt wurden.

Ersatzteilfamilienprognosen vereinfachen es einem Disponenten, Prognosen für alle Ersatzteile einer Ersatzteilfamilie zu erstellen. Die Trennung ist eine Methode, mit der die Familienprognosen in Ersatzteilprognosen umgewandelt werden.

Bevor die Familienprognosen erstellt werden, ist es nicht erforderlich, Ersatzteile zu einer Familie zuzuordnen. Jedoch werden Familienprognosen von der Materialbedarfsplanung nicht als ein Bedarf angesehen. Die Materialbedarfsplanung erkennt nur Ersatzteilprognosen als Bedarf an. Damit Familienprognosen von der Materialbedarfsplanung als Bedarf angesehen werden, müssen sie zunächst getrennt werden. Daher können Prognosen für Ersatzteilfamilien erstellt werden, ohne das der Familie Ersatzteile zugeordnet werden. Diese Prognosen werden nie getrennt und von der Materialbedarfsplanung als ein Bedarf erkannt, bis Ersatzteile definiert wurden.

Hinweis: Kundenaufträge für Ersatzteile verbrauchen keine Familienprognosen, sondern nur Ersatzteilprognosen.

Attribute von Ersatzteilfamilienprognosen

Familienprognosen sind eine Prognosemenge und ein Prognosedatum zugeordnet. Die Prognosemenge ist der vorhergesagte Bedarf für alle Ersatzteile in der Familie am Prognosedatum.

Das Prognosedatum für eine Ersatzteilfamilie kann sich - muss sich aber nicht - auf einen Arbeitstag in den Fertigungskalendern beziehen. Diese Kalender wurden für Standorte definiert, denen die Ersatzteile zugewiesen sind, aus denen diese Familie besteht. Das Prognosedatum des Ersatzteils kann vom Prognosedatum der Ersatzteilfamilie, von der es getrennt wurde, abweichen.

Darüber hinaus haben Ersatzteilfamilienprognosen ein Kennzeichen für „Trennung genehmigen“. Mit diesem Kennzeichen können Ersatzteilfamilienprognosen so markiert werden, dass sie während des Trennungsprozesses nicht „gesehen“ werden. Dieses Kennzeichen wird bei der Erstellung einer Ersatzteilfamilienprognose auf „Trennung genehmigen“ gesetzt. Der Trennungsprozess selbst führt nicht zu einer Änderung des Kennzeichens „Trennung genehmigen“. Dieses Kennzeichen kann manuell gesetzt werden. Auf diese Weise kann mit den Ergebnissen verschiedener Ersatzteilfamilienprognosen experimentiert werden, bis auf der Stufe der Ersatzteilprognose das gewünschte Ergebnis erreicht wurde.

Ersatzteilprognosen

Eine Ersatzteilprognose ist eine Schätzung des erwarteten Bedarfs für ein bestimmtes Ersatzteil zu einem bestimmten Datum. Es werden zahlreiche Typen von Ersatzteilprognosen unterschieden: Sie leiten sich aus den verschiedenen Quellen ab. Zum einen wird eine Ersatzteilprognose des Typs „Aufgeteilt“ oder „Vorgetragen“ vom System mithilfe der Trennung von Ersatzteilfamilienprognosen erstellt. Hierbei ist zu beachten, dass die systemerzeugten Ersatzteilprognosen des Typs „Aufgeteilt“ auf einer Verbindung von Ersatzteilfamilienprognosen und Ersatzteilinformationen basieren. Zum anderen wird eine Ersatzteilprognose des Typs „Prognose“ aus dem Bedarfsplanungsmodul importiert. Eine Ersatzteilprognose des Typs „Auftrag“ wird erstellt, wenn ein Kundenauftrag gebucht wird. Eine Ersatzteilprognose des Typs „Manuell“ wird bei der manuellen Dateneingabe durch den Disponenten erstellt. Sowohl der Typ „Manuell“ als auch der Typ „Prognose“ basieren auf Erfahrungen oder gesammelten Daten, wie z. B. der durchschnittlichen Anzahl an Einheiten der Familie, die im vergangenen Jahr pro Woche oder Monat bestellt wurden.

Prognosen des Typs „Auftrag“ stellen die Summe der Ersatzteilmengen dar, für die Aufträge mit Bedarfsdatum von heute eingegangen sind. Das System verwendet bei der Trennung folgende Formel, um eine Ersatzteilfamilienprognose in eine oder mehrere Ersatzteilprognosen aufzuteilen:

Menge Ersatzteilfamilienprognose * Ersatzteilmenge pro = Ersatzteilprognose

Hinweis: Das Prognosedatum des Ersatzteils kann vom Prognosedatum der Ersatzteilfamilie abweichen, von der es getrennt wurde. Dies ist der Fall, wenn das Prognosedatum für die Ersatzteilfamilie kein Arbeitstag im Fertigungskalender ist. Dies ist der Kalender, der für den Standort definiert wurde, dem das Ersatzteil zugewiesen ist.

Attribute von Ersatzteilprognosen

Ebenso wie den Ersatzteilfamilienprognosen, von denen sie oft abgeleitet werden, ist Ersatzteilprognosen eine Prognosemenge und ein Prognosedatum zugeordnet. Die Prognosemenge stellt den erwarteten Bedarf für ein einzelnes Ersatzteil zum Prognosedatum dar. Darüber hinaus werden Ersatzteilprognosen die Felder „Verbraucht/Prognose“, „Tatsächl. Bedarf“ und „Notizentext“ zugeordnet. Bei „Verbraucht/Prognose“ handelt es sich um den Betrag der Prognosemenge, die von gebuchten Kundenaufträgen verbraucht wird. Die Option „Verbraucht/Prognose“ kann in keinem Fall die Prognosemenge eines gegebenen Datensatzes übersteigen. Der tatsächliche Bedarf stellt die Menge des Ersatzteils dar, für das offene Bestellungen vorliegen. Der tatsächliche Bedarf wird vom System aktualisiert, wenn ein Kundenauftrag für ein Ersatzteil gestellt, geändert oder abgebrochen wird. Ferner wird der tatsächliche Bedarf sofort nach Installation und Setup der logischen Einheiten für Ersatzteile berechnet, um den tatsächlichen Bedarf an Artikeln anzuzeigen, die als Ersatzteile dienen.